Ich habe mal wieder eine Idee im Kopf, von der ich nicht genau weiß, wo sie herkommt, wie ich sie (ausser durch Umsetzung) wieder los werde oder wo sie mich hinführen wird. Auf Twitter habe ich schon einiges dazu geschrieben unter dem #littleislands. Es geht darum, dass mir seit ein paar Wochen die Idee im Kopf sitzt, dass ich dieses Jahr schwanger werden will.

Ich denke, angefangen hat alles vor ein paar Monaten, als Mama mir sagte, dass einer meiner Cousins zum dritten Mal Vater wird (mit der dritten Lebensabschnittsgefährtin). Kennt ihr noch die alten Kassettenrecorder, bei denen man auf Pause gedrückt hat während der Aufnahme, und wenn man nicht richtig auf Pause gedrückt hat, hat das Band geleiert? In meinem Kopf ist was ähnliches passiert. Der Pauseknopf in meinem Hirn ist nicht ganz rausgesprungen, aber richtig angehalten hatte das Band auch nicht mehr. Irgendwas hat angefangen zu leiern. Dann kam ein paar Wochen noch ne Bemerkung von Mama dazu. Dass Papa immer wieder auf den „wird Zeit für n Enkel“Zug aufgesprungen ist, geschenkt, das konnte ich ab. Aber dann erzählte Mama von einem Telefonat mit ihrer besten Freundin. Es ging um deren Enkel. Mama hat dann erzählt, wie sie zu ihrer Freundin gesagt hat „Du hast wenigstens n Enkel…“

Wenn du sowas von deiner eigenen Mutter hörst, nimmst du lieber den Vorschlaghammer in die Magengrube. Der ist vorhersehbarer. Da weißt du, der kommt tief, der tut weh. Mama-Kommentare kommen ohne Vorwarnung.

Nun gut, jedenfalls irgendwo da sprang dann die Pause-Taste in meinem Hirn endgültig raus. Die Taste, die seit acht Jahren festklemmt. Festklemmte. Vergangenheitsform. Denn plötzlich sprang in meinem Hirn das Kopfkino an, wie ein alter Projektor, mit lautem Geratter und Geflimmer des Bildes. Kind. Du wolltest ja auch noch n Kind. Wenigstens eins. Nen Erben, Stammhalter, jemand, der Namen und Gene weiter gibt. Joh. Du bist 39 und Single. Du wolltest ja auch noch n Kind.

Und dann ging es los: Bin ich nicht zu alt? Da war doch neulich irgendwo diese Grafik mit den verfügbaren Eizellen im Leben einer Frau, die das ganze mit einer Schale Trauben verglich. Mit der Zeit werden es immer weniger Trauben, und die, die länger liegen, sind dann auch nicht mehr die frischesten und neigen zu Fehlern. Toll. Danke. Als hätte ich nicht schon seit dem Biologie-Unterricht Horror davor, n behindertes Kind zu bekommen (Ich habe wirklich Angst vor Down-Patienten. Ja, es mögen furchtbar liebe Menschen sein, aber sie machen mir einfach Angst.). Trisomie 21 wär die Horrordiagnose für mich. Dann lieber gesunde Zwillinge. Auch anstrengend, aber …well. Kann ich überhaupt noch schwanger werden? Und wie, ohne Mann? Ich kann ja schlecht einfach in ne Samenbank spazieren und sagen „Einmal Nr. 86/09-15, gerührt, nicht geschüttelt, mit extra Käse und Mayo, zum mitnehmen, bitte.“ Also, theoretisch würde Samen ja reichen. Haben wir ja auch in Bio gelernt. Nur….hä? Und überhaupt: hä?

Also begann ich zu recherchieren. Erstmal Co-Parenting. Davon hatte ich schon gehört. Co-Parenting heisst, ein Mann und eine Frau tun sich ohne eine Beziehung einzugehen zusammen, es kommt irgendwie zu einer Befruchtung (nicht unbedingt durch Sex), der Mann ist als biologischer Vater bekannt und durchaus auch eingetragen, hat aber – je nach Vereinbarung – nicht zwingend die Pflichten (Unterhalt, Erziehung etc), allerdings auch nicht unbedingt Rechte. Alles eine Frage der Abmachung zwischen der zukünftigen Mama und dem zukünftigen Papa. Dieses Modell hat meines Wissens als Alternativmöglichkeit für lesbische Paare begonnen. Die Frauen fragen nen Freund, ob der seinen Samen hergeben würde, der Freund freut sich, helfen zu können, die Frauen wissen wer der Papa ist. Mittlerweile wird dieses Vorgehen wohl auch von Single-Frauen, die schwanger werden wollen, adaptiert. Warum auch nicht. Es ist einfacher und direkter als der Weg über eine Samenbank bzw Reproduktionsklinik. Und damit wahrscheinlich auch billiger. Es muss halt wirklich große Einigkeit bestehen zwischen Mama und Papa, was die Rechte und Pflichten beider Seiten angeht. Also vor allem Besuchsrecht und Unterhaltspflicht des Vaters, wie ich finde. Dass er möglichst gesund sein sollte, keine Erbkrankheiten oder so, setze ich einfach mal voraus (ich betrachte das ganze jetzt vielleicht etwas einseitig aus der Sicht der Frau, aber das ist nunmal die Sicht, die mich derzeit vornehmlich interessiert.) Es gibt verschiedene Internetseiten, die sich mit der Vermittlung von Co-Eltern widmen, mit verschiedenen Möglichkeiten teilweise (will voll miterziehen/ will teilweise miterziehen/ will Besuche/ will gar keinen Kontakt mehr nach dem Zeugungsakt/ whatever). Was ein Wust. Das war mir erstmal zuviel. Mich mit einem fremden Mann anfreunden und mit dem dann Modalitäten für die nächsten 18 Jahre klären…uffz. Ne. Zu kompliziert, mir jedenfalls. Das muss doch einfacher gehen. Dann wurde mir auf Twitter der Blog von solomamapluseins.de empfohlen (wer auch immer das nochmal war, Danke =)). Sie schreibt und beschreibt einige Kliniken bzw Praxen, die auch Single-Frauen helfen. Und nicht nur das. Auch, worüber man sich vorher Gedanken machen sollte, ob man sich finanziell ein Kind leisten kann, was man vor der Empfängnis beachten sollte, während der Schwangerschaft und und und. Dieser Blog ist derzeit mein Haupt-Nachschlagewerk, immer wenn mir ein Stichwort in den Kopf kommt zu dem Thema, schau ich erstmal da vorbei und scrolle und klicke mich durch.

Daher bin ich auch erstmal von der Co-Parenting-Idee abgerückt und habe mir überlegt, das ganze erstmal in einer entsprechenden Praxis anzugehen. Dann kenne ich den Spender vielleicht nicht, kann mir aber sicher sein, dass er medizinisch gecheckt wurde und seine Spermien untersucht wurden. Ausserdem kann ich das Co-Parenting dann immer noch angehen, wenn es in ner Praxis nix wird. Denn die Praxen und Kliniken sind da nüchtern: nur in 15% der Fälle geht aus einer Insemination eine Schwangerschaft hervor. Beim natürlichen Versuch sind es 25%. Wisst ihr, wie 15% und weniger in fast 40 Jahre alten Ohren klingen? Es klingt nach „versuchen kannst du`s, aber mach dir nicht so viel Hoffnungen“. Und wenn ich dann noch an die Freundin denke, die es immer wieder versucht und bei der es einfach nicht klappen will…uffz. Großes Uffz.

Jetzt habe ich einen Termin für ein Erstgespräch Ende April. Ende. April. Ok, ich hab eh noch die Spirale liegen, die muss dann eh erstmal raus. Aber ich denke ja auch weiter: am liebsten hätte ich ein Sommerkind, Mitte September bis Mitte Oktober bin ich wohl auf Kur (gut, da könnte ich nen Abstecher nach Dänemark einlegen, da sind sie etwas lockerer mit Kinderwunsch bei Single-Frauen), ich müßte also Ende August schwanger werden wenn es zu meinem Wunschtermin im Juni `22 kommen soll. Diese Rechnerei alleine….Im Moment kommt technisch für mich nur IUI in Frage (Intra-uterine Insemination), also das Einbringen von Spermien in die Gebärmutter mittels Katheder. Denn die beiden In-vitro-Möglichkeiten, die es gibt, sind mir zum einen schlicht und einfach zu teuer, und zum anderen hat das zu viel von …wie soll ich`s nennen? Gott spielen, erzwingen. Der einzige Vorteil, den ich bei den In-vitro-Möglichkeiten derzeit sehe, ist, dass ich das Geschlecht mitbestimmen könnte. Das war immer der Punkt, der mir mit am wichtigsten bei früheren Überlegungen zum Thema Schwangerschaft war. Ich will als erstes nen Jungen, hab ich immer gesagt. Weil sowas wie mich nochmal in klein, ne, das kannste der Welt nicht antun. Und auch in meinem Kopf, wenn ich mir mich mit Kind vorstelle, ist es ein Junge. Er hat auch schon nen Namen. Das hat sich mit rausspringen der Pausetaste auch ein bisschen geändert: ein Mädchen wär auch ok. In meinem Kopf ist es zwar weiterhin ein Junge, den ich sehe, das ist einfach so konditioniert mittlerweile. Aber bei nem Mädchen hab ich mittlerweile auch den Namen festgelegt. Das ist ein wichtiger Schritt für mich in dieser Sache. Bisher bin ich bei den Mädchennamen immer gesprungen, jetzt hab ich mich für einen entschieden. Der steht jetzt genauso fest wie der Jungenname. Wie gesagt, für meinen Kopf ist das ein wichtiger Schritt.

Ich werde noch weiter recherchieren, auch noch bzw wieder in Richtung Co-Parenting. Vielleicht mach ich das doch. Mal sehen. Vielleicht verlässt mich auch der Mut. Vielleicht treffe ich morgen den Mann meines Lebens und geh mit ihm das ganze an. Oder es ergibt sich ein anderes vielleicht. Möglichkeiten gibt es viele. Noch. Ich halt euch auf dem Laufenden.


Aruba

Geboren 1981, Fränggin, im hessischen Exil lebend weil am Flughafen Frankfurt beschäftigt, Katzenpersonal, Dreirad-Rollerfahrerin, BDSM-Interessierte, übergewichtig na und?, Schokoladenliebhaberin