Ich habe beschlossen, euch die Bücher vorzustellen, die ich lese und von denen ich begeistert bin. Also eine kleine Bücherrezension sozusagen =) Anfangen möchte ich mit den drei Büchern, die ich mir in meiner Kur 2021 in der Buchhandlung Tewes in Sankt Peter-Ording mitgenommen habe.

Das erste Buch ist der Roman „City of Girls“. Die Autorin Elizabeth Gilbert kennt man noch von „Eat, Pray, Love“, das ja wiederum mit Julia Roberts verfilmt wurde. „City of Girls“ ist ein Briefroman, den die alte Vivian an eine nicht weiter auftretende Angela schreibt. Vivian beginnt damit, dass sie erzählen möchte, wie sie Angelas Vater kennenlernte und was er ihr bedeutet hat. Und sie beginnt wirklich am Anfang. Als junges Mädchen, mit gerade 18 oder 20 oder so, kommt Vivian in den 1940ern nach New York. Sie ist die leicht verwöhnte Tochter aus gutem Hause, die aus einer Privatschule zu viel geflogen ist und von ihrem Vater jetzt zu ihrer Tante in die Großstadt geschickt wird. Von der weiß sie, dass sie ein Theater leitet, irgendwo off-Broadway. Im Gepäck hat sie das einzige Stück, welches ihr etwas bedeutet und das sie sehr gut beherrscht: eine Nähmaschine.

Tante Pegs Theater ist nicht nur ein Theater: es ist ein Revuetheater der alten Schule. Und zwar wirklich alt. Der Kasten fällt vom hinsehen fast auseinander. Aber die Shows, mit den sexy Showgirls und den Sängern und Tänzern und den wöchentlich wechselnden Programmen, haben ein festes Publikum, welches den Krieg für eine Weile vergessen möchte. Und so hält sich Tante Pegs Theater gerade so über Wasser, das berühmte „Zum sterben zu viel, zum leben zu wenig“. Vivian beginnt, sich mit den Showgirls anzufreunden, allen voran der Sexbombe Celia. Und da sie nähen kann, hat sie auch sofort einen Job im Theater. Ehe sie sich`s versieht, ist Vivian mittendrin im Strudel der Gefühle und der Geschichte. Mittendrin im quirligen New York der 1940er, in dem alles möglich schien und es so viel zu erleben gibt. Wir begleiten Vivian zu einem Arzt, der junge Frauen entjungfert und dabei so klinisch vorgeht wie bei einer OP. Wir gehen mit ihr Stoff aus Resterampen jüdischer Einwanderer kaufen, deren Tochter Vivians beste Freundin werden soll. Es geht auf Parties, mehr als irgendjemand feiern kann. Und wir erleben einen handfesten Skandal, der Vivian, das Theater und eine Menge Menschen, die ihr wichtig sind, bis ins Mark erschüttern. Dieser Teil des Buches hat so richtig viel Fahrt und man fragt sich, wie die nächste Seite das noch toppen will, nur um umzublättern, weiterzulesen und festzustellen „Sie tut es.“

Nachdem diese quirlige Phase mit Vivians Rückkehr ins Elternhaus nach dem Skandal ein jähes Ende findet, wird das Buch ruhiger. Im zweiten Teil merkt man, wie Vivian erwachsener wird und reflektierter. Sie kehrt nach New York zurück, schafft es erneut, dort Fuss zu fassen, wenn auch in ruhigeren Gewässern als dem Showbusiness. Sie erzählt von ihrer Wohngemeinschaft mit Majorie, der Tochter der jüdischen Resterampenbetreiber, und deren Sohn, von Kiegsheimkehrern und deren Traumata, von dem ein oder anderen Wiedersehen mit alten Bekannten. Und ja, sie berichtet uns auch davon, wie sie Angelas Vater kennen gelernt hat. Wenn auch erst sehr spät im Buch.

Insgesamt hat mir „City of Girls“ gut gefallen. Der erste Teil ist spannend und mitreissend geschrieben, man fühlt sich sofort hinein versetzt in den Strudel, den New York in den 40ern dargestellt haben muss. Der Cut ist hart und holt nicht nur Vivian, sondern auch den Leser ziemlich hart runter. Danach wird es ruhiger, der zweite Akt in Vivians Leben ist nicht ganz so hochfliegend, jedoch nicht weniger interessant. Sie wird erwachsen und unterzieht sich einem gewissen Wandel, was wahrscheinlich jeder mindestens einmal im Leben mitmacht. Ich habe ein paar Rezensionen bei amazon gelesen, die den Konsens „nicht gut“ hatten. Dem kann ich mich nicht anschliessen. Ja, der zweiten Hälfte fehlt das Tempo der ersten. Aber es kann ja nicht ständig in Höchsttempo weitergehen, das eben ist so nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich selber in solch einer Umbruchphase bin, dass ich das nachvollziehen kann. Jedenfalls, „City of Girls“ bekommt von mir eine Leseempfehlung. Daumen hoch =)

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Aruba

Geboren 1981, Fränggin, im hessischen Exil lebend weil am Flughafen Frankfurt beschäftigt, Katzenpersonal, Dreirad-Rollerfahrerin, BDSM-Interessierte, übergewichtig na und?, Schokoladenliebhaberin