Eigentlich…
…eigentlich wollte ich heute ins Kieser-Training gehen, anschliessend n paar Sachen ins Auto packen und zu meinen Eltern fahren. Nun ja, im Kieser war ich. So weit ging der Plan für heute auf.
Auf dem Weg zurück vom Kieser dachte ich mir, „Kannst dir ja noch schnell die Hyposensibilisierung für diesen Monat abholen, dann haste das erledigt und siehst ausserdem den Doktor wieder.“ Bei dem Doktor bin ich jetzt seit knapp fünf Jahren in Behandlung, wegen meinem Asthma. Er war der dritte Arzt, zu dem ich deswegen gegangen bin, aber der erste, der die richtige Diagnose stellte und auch die Ursache heraus fand. Ausserdem mag ich ihn. Er ist nett, meist gut gelaunt, sprüht vor Elan und optisch auch soweit akzeptabel. Meistens rennt er in Jeans und Holzfällerhemd in der Praxis rum, nur zu Anfang Corona hab ich ihn mal in weißer Arzthose und dunkelblauem Polohemd gesehen (typische Praxisklamotten eben, die sich bei hohen Temperaturen waschen lassen). Seitdem bin ich mir bewusst, das ich einen gewissen Crush auf Ärzte habe. Und auf diesen hier eben auch ein bisschen.
Mitte März sollte ich einen Termin bei ihm haben, nicht nur zur Hypo, sondern auch mit Besprechung und PiPaPo. Etwa ne Woche vorher kam ein Anruf, dass der Termin abgesagt werden muss weil er auf unbestimmte Zeit ausfällt. Ich dachte mir „Oy!“. Als ich dann etwa sechs Wochen danach wieder mal zur Hypo da war, merkte ich, dass was mit ihm war. Ihm fehlte sein üblicher Elan, bewegte sich langsamer, wirkte nicht wirklich fit, und am deutlichsten: er trug ein Basecap (er ist kein Basecap-Typ, eher der Panamahut-Typ). Mir fiel ein weiteres Detail auf, das auf einen veränderten Gesundheitszustand bei ihm hindeutete. Und ich bin dann halt jemand, ich mach mir dann eben Sorgen, wenn ich so 1+1 zusammen zähle. Ich hatte gehofft, ihn heute zu sehen und abschätzen zu können, wie es ihm geht. Aber er war nicht da. Was in meinem Kopf wieder sofort zu weiteren Gedanken führt. Ich habe ja wie gesagt 1+1 zusammen gezählt und bin auf drei mögliche Szenarien gekommen, was mit dem Doktor sein könnte. Ich würde ihn wahnsinnig gerne fragen und wissen, ob ich mit einer meiner Vermutungen richtig liege. Gleichzeitig habe ich Angst davor, dass ich richtig liege. Denn einerseits, ganz pragmatisch, möchte ich mich nicht an einen neuen Arzt gewöhnen müssen. Und andrerseits ist da mein Kopfkino, das alles nur noch größer macht und seit ein paar Wochen eh am rotieren ist wie doof. Ich hasse meinen Kopf machmal dafür, dass er so viel Fantasie hat. Denn es braucht eine Menge Selbstbeherrschung, Fantasie und Realität nicht im falschen Moment miteinander zu vertauschen. Ich würde, wenn ich da vor ihm sitze, gerne was sagen, aber ich habe eben auch schon genug Erfahrung/Zurückweisung erlebt, um genau davor zurück zu schrecken. Ausserdem, wieviele Patientinnen haben einen Crush auf ihre Ärzte? Und es wirkt auch irgendwie….unprofessionell. Also von meiner Seite aus. Wie schaut das aus, „Ich mach mir Sorgen um Sie weil ich Sie mehr mag als gut für mein Realitätsvermögen ist“? Und ich bin ja schon mehrmals auf die Schnauze gefallen, wenn die Männer vergeben waren. Böse auf die Schnauze gefallen. Ne. Das brauch ich nicht nochmal.
Also bleibt es beim Kopfkino. Und der Enttäuschung, wenn ich zur Vertretung muss (auch wenn die Dame echt nett war), der Freude, wenn ich zu ihm darf, der Sorge, wenn er nicht da ist.
Das ist so ein schiet Gefühl.
Als er letzten Monat zu mir gesagt hat, wir legen noch ne Runde mit der Hypo ein (das Fläschchen mit dem Zeug war leer und es stand eben daher nach vier Jahren die Frage im Raum „gut sein lassen oder noch ne Flasche verspritzen?“), hab ich innerlich ein bisschen -arg- jubiliert. Weil ich mich auf die Hypo-Tage freue. Weil ich ihn dann sehen kann. Weil mir sein lustiges Gemüt, was er eben meistens hat, gut tut. Weil ich diese Mini-Flirterei auf unschuldigem Niveau mag. Das spielt alles mit rein, dass es mir besser geht mit meinem Asthma. Ich bin mir sicher, mit einem der anderen Ärzte in der Praxis wäre das nicht so verlaufen.
Verdammter Kopp.
Well. Back to business.
Als ich dann wieder zuhause war und eigentlich packen wollte, merke ich, dass Katerchen da hängt wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Angespannte Körperhaltung, lethargischer Blick, ganz offensichtlich wenig bis kein Appetit. Also erstmal zuhause angerufen, gesagt dass ich nicht komme weil ich den Kater beim Tierarzt vorstellen will. Ich hatte die Befürchtung, dass er was an den Zähnen hat, denn so kenn ich ihn eigentlich nur, wenn er Zahnschmerzen hat. Tierarzt meinte aber, Zähne sind top, Verdauungstrakt tastete sich auch normal, er tippt auf grippaler Infekt. Es ist doof, dass die Tiere nicht sagen können, wo`s weh tut. Das macht Veterinärmedizin zu einem grossen Ratespiel. Respekt an dieser Stelle an alle Tierärzte und tierärtzlichen Hilfskräfte (mwd).
Katerchen liegt jetzt hier auf der Bettdecke und schläft. Er sieht immer noch nicht gut aus, die Körperhaltung ist immer noch angespannt, der Blick immer noch lethargisch. Nach dem TA-Besuch hat er wenigstens was gefressen. Hoffen wir mal, dass er morgen fitter ist.
Und zu Mama&Papa geht`s dann eben erst Sonntag.