Man könnte den Eindruck bekommen, dass der Gesundheitsgaul derzeit mit mir durchgeht.
Seit Mitte August bin ich in einem Fitnessstudio angemeldet, Kieser Training. Ginge sicher billiger und näher, wie ich kurz mit einer Kollegin andiskutiert habe (Hallo Fanti *wink*), aber….Kieser hat sich auf die Stärkung des Rückens spezialisiert, was ich gut finde. Viele Menschen haben Probleme mit dem Rücken, weil wir immer mehr zu einer sitzenden Gesellschaft werden. Dennoch hat nicht jeder die gleichen Probleme, bei den einen ist es der Nacken, bei anderen die Bandscheiben. Ich sehe an meinem Papa derzeit, wie schnell der Körper im Alter verfallen kann. Bzw im Noch-nicht-Alter. Papa ist 64. In den letzten fünf Jahren bekam er je links und rechts ein neues Knie. Hab ich mir noch nichts weiter gedacht, er hat in jungen Jahren viel aktiv Fussball gespielt, ist Ski gefahren, da dachte ich mir „Ok, sind halt Spätfolgen vor allem vom Fussball“. Als die Knie durch waren, hatte er weiter Schmerzen. Im Rücken. Bandscheiben. Seit ein paar Monaten dann noch Hüfte. Jetzt steht fest, er braucht auch neue Hüftgelenke. Beidseitig. Die erste OP steht so gut wie. Meine erste Reaktion, als Mama mir das am Telefon erzählte, war: „Der wird ja noch zum 6-Millionen-Dollar-Mann umgebaut!“ Mama musste lachen. Ich glaube, ihr geht das doch ziemlich nahe, auch wenn sie‘s nach aussen nicht so zeigt. Nach aussen kommt die professionelle Seite an ihr durch, die Arzthelferin. Aber es gibt so Momente, wo ich das Gefühl habe, einen Blick hinter den Vorhang zu erhaschen. Hinter die Fassade. Und auch das schreckt mich etwas. Denn Mama war immer die Starke. Der Fels. Ein Krankenpfleger sagte mal zu mir „Ihre Mutter hat nen ganz schönen Befehlston drauf, die ist auch ausm medizinischen Bereich, oder?“ Ja, Mama ist bekannt dafür, dass sie sich ihre Chefs erzieht. Und das sie jetzt auch mal nachlässt, ….hm. Ich bereite mich ja innerlich schon länger immer wieder auf die Tatsache vor, dass ich die beiden mal …nicht mehr habe…dass ich diejenige bin, die aufm Friedhof die ganzen Hände schütteln muss weil… naja, ihr merkt, es im Kopf zu haben und es auszuschreiben sind nochmal zwei verschiedene Dinge. Was ich sagen wollte: durch diese innere Vorbereitung auf Tag X habe ich ein bisschen auch das Gefühl, dass ich jetzt diejenige bin, die stark sein muss. Soll. Will. Der Generationenwechsel quasi. Und in diesem Lachen da neulich, da konnte ich das ein bisschen hören. Glaube ich.
Ok, back to Topic. Ich habe also beschlossen, Kieser Training soll es für mich sein. Ich habe keine Bauchmuskeln, bzw sie sind so tief verteckt, dass man sie nicht sieht. Im Lendenwirbelbereich bin ich seit einem Reitunfall in der Kindheit ziemlich steif in der Muskulatur. Yiehaa. Not. Ich sitze auf der Arbeit trotz allem viel, und noch dazu eher schlecht als recht, also sind Schultern und Nacken verspannt, Haltung nicht existent. Ich komme mir oft so vor, als hätte ich bestimmte Muskeln im Torso gar nicht. Bzw wenn dann nur, damit sie weh tun können. Meine Arme schlabbern. Meine Oberschenkel haben Durchmesser, da passen magersüchtige Modells in ein Hosenbein. Es frustriert mich, dass mein Körper so gross ist. Immer wieder mal. Auch deswegen habe ich mich angemeldet: Muskeln aufbauen, Grundumsatz steigern, dadurch Gewicht abbauen. Kommt mir jetzt nicht mit irgendwelchen genauen Formeln mit Fett und Proteine und pro g X muss soundsoviel Y gemacht werden. Siehe oben. Ich fang erstmal mit ein paar absoluten Basics an. Das hätte ich dem Arzt, der bei dem Kieser-Studio angeschlossen ist, auch am liebsten gesagt, als er mit Metabolic Balance und Gewichtsabnahme um die Ecke kam. Ja, ich will auch Gewicht verlieren durch das Training. Aber dazu muss halt auch erstmal was da sein, was das bisher angesammelte Fett verbrennen kann. Und daran mangelt es mir halt auch noch. Ich mach mir auch keine Hoffnungen darauf, dass ich in 3 Monaten aussehe wie Elle MacPherson (nein, ich werde nicht das Quietscheentchen aus Bergisch Gladbach oder wo die herkommt hier erwähnen. Mein Blog, meine Regeln, kein GNTM!). Aber ich hoffe drauf, es zu merken, wie sich was tut.
Dieses war der erste Streich. Zweiter Teil: Ich habe mir ein sam-Gesundheitskit bestellt. Ja, ich bin voll das Werbeopfer diesbezüglich. Auf twitter erzählten einige davon, und wie einfach das wäre und wie beruhigend zu wissen ob man Geschlechtskrankheiten hat. Also habe ich gegoogelt. Sam-Health gehört zu den AIDS-Beratungsstellen. Sie bieten ein Gesundheitskit an, bei dem man Vaginal- und Analabstrich sowie ein Blutprobe in ein Labor schickt und die Ergebnisse nach Hause bekommt. Kein verschämter Gang zum Arzt. Kein „Ich glaub, ich könnte da…“. Man macht alles selber und bekommt dann eine SMS. Genaues kann ich euch dann nächste Woche berichten, ich hab das Kit noch nicht. Aber die Erstberatung war ok. Ich hab mich auf der Webseite registriert, einen Code zugeschickt bekommen per Email. Dann musste ich aus einer Liste mit AIDS-Beratungsstellen die für mich nächstgelegene auswählen und anrufen, um einen Termin auszumachen. In normalen Zeiten geht das wohl auch im Vorort-Termin, jetzt ist es eben ein Telefontermin von ca 20min. Der Herr rief an, fragte nochmal meine Daten zum Abgleich ab und den Code, dann wollte er ein paar Dinge wissen wie „wie häufig Sex, wie viele Partner, wann war der letzte HiV-Test“ und noch ein paar andere Sachen. Ich glaube, er war in dem Telefonat nervöser als ich. Ich fand es gut, dass es ein Telefonat war, ein geplantes Telefonat, da kann ich lockerer sein. Und mit den Fragen hatte ich kein Problem, weil es geht ja schliesslich um meine Gesundheit. Beim Zahnarzt sagst du ja auch, wenn dir was weh tut und wo. Er erklärte dann noch, wie das Abo-Modell läuft, man kann das Kit alle drei, sechs oder zwölf Monate erhalten, bezahlt über Kreditkarte (vielleicht bauen sie das noch aus auf paypal oder Überweisung, wäre für die zukünftigen Generationen sicher besser), es gibt wohl Videos, die einem erklären, wie man die diversen Proben selber nimmt, und schickt das ganze dann wieder ans Labor. Wenn das Labor was feststellt, was weiter untersucht werden muss, bekommt man wohl ne SMS mit Bitte um Rückruf. Man kann generell immer per SMS mit der zuständigen Beratungsstelle in Kontakt treten. Ich find das gut. Und jetzt wart ich eben auf das erste Kit. Was ich schon gelernt hab: nicht auf Freitags ins Labor schicken, da liegen die Proben zu lange übers Wochenende. Ich werde weiter berichten.
Ich bin zwar zuversichtlich, dass meine Proben unauffällig sein werden. Ich hab ja selten Sex im Moment und auch sonst…aber es ist halt so ein nice-to-know und für die eigene Beruhigung Ding. Schaden kanns auf keinen Fall. Und nur, weil ich gerade wenig Sex habe, heisst das ja nicht, dass das nächstes Jahr um diese Zeit noch so sein wird. Vielleicht kommt alles anders. Und schneller als man denkt. Da ist es mir lieber, wenn ich mir in dem Punkt zumindest schon mal keine Gedanken machen muss.
Dritter Punkt zum Thema Gesundheit: meine Hausärztin hat mich neulich, als ich mir ein Rezept für die Einlagen für den Fersensporn holte, drauf angesprochen, dass wir mal wieder nen Gesundheitscheckup machen könnten. Zuletzt hatte ich den vor vier Jahren. Also, why not. Kann auch nicht schaden. Morgen gehts mit Labor los. Blutabnahme nüchtern um acht Uhr morgens. Mitten. In. Der. Nacht. Wääääääääh. Warum hab ich mich dazu überreden lassen? Ach ja, ich habs gerade so mit der Gesundheit. Super. Ganz tolle Idee, Aruba. Ich darf also morgen im Halbschlaf rüber in die Praxis wackeln und mich stechen lassen. I am not amused. Aber was solls. Leg ich mich anschliessend wieder ins Bett. Bis ich dann zum Kieser muss.
Das mit den Terminen muss ich noch üben.
