Eigentlich hat es nicht “Klick” gemacht. Es hat gar kein Geräusch gemacht, wenn ich mich recht erinnere. Denn ich habe immer wieder zu ihm hochgesehen und auf ein “klick” gewartet, aber da war keins. Nur die Kamera, die auf mich gerichtet war, und sein Lächeln dahinter. Es macht es einem wesentlich leichter, vor der Kamera zu lächeln, wenn der Mensch hinter der Kamera auch lächelt. Was diese Erkenntnis anbelangt, hat es sehr wohl “Klick!” gemacht – in meinem Kopf.
Von vorn: ich habe letztes Jahr im Mai bei einem Fotografen in Mainz einen Workshop hinter der Kamera mitgemacht. In Joyclub wurde mir das angezeigt, dass dieser Mann das anbietet. Aktshooting, aber eben hinter der Kamera. Mit der eigenen Kamera, idealerweise. Ich fand das interessant, hab ihn angeschrieben, wir haben einen Termin ausgemacht, einige Dinge im Voraus per DM und Whatsapp geklärt (z.bsp.auch welche Kamera und welche Objektive hab ich und welches Vorwissen bezüglich Fotografie). Mein Eindruck war, “netter Kerl”. Dieser Eindruck hat sich dann im Shooting gefestigt. Obwohl ich nervös war. Das Modell war eine total liebe Dame, mit einem wahnsinns strahlenden Lächeln. Ich hab mich wohlgefühlt an dem Tag, auch wenn mich die ganzen Eindrücken mal wieder total erschlagen haben. (Ich muss irgendwann mal abklären lassen, ob da nicht mehr dahinter steckt, zur Zeit vermute ich eine Hochsensibilität; aber das ist ein anderes Thema) Mitgenommen aus diesem Workshop habe ich:
– ich habe nicht das richtige Objektiv für Porträts
– ich brauche verdammt lange, um so weit aus mir heraus zu kommen, dass ich ansagen kann, wie das Modell sich positionieren soll (verdammte Imtrovertiertheit)
– jede Menge tolle Fotos (die ich hier nicht zeigen kann, weil ich keinen entsprechenden Vertrag mit dem Modell habe)
Jedenfalls sind wir lose immer wieder in Kontakt geblieben, der Fotograf und ich; ich hoffte auch irgendwie darauf, dass er so ein Angebot nochmal machen würde. Ich bin jemand, der gerne Angebote gemacht bekommen möchte und dann entscheidet, ob ich sie annehme. Ich bin quasi der Buffett-Typ: ich möchte die Auswahl haben, auch wenn ich am Schluss das gleiche wie immer nehme. -übrigens auch ein “Klick!”, das ich seitdem immer wieder bestätigt sehe-
Er stellte Fotos in JC ein, ich hab ein “Like” dran gehängt. Er schrieb, entweder persönlich oder manchmal wohl auch automatisiert, ein Danke zurück, fragte nach, wie es mit der Fotografie bei mir aussähe (nix weiter gemacht, ergo null Entwicklung), dann wieder lange Kommunikationspause.
Irgendwann im Spätsommer oder so schrieb er in einem Beitrag auf seiner Seite, dass er gern mal Leute bei ihren Hobbies als Akt fotografieren möchte. Mir kam sofort die Idee, das mit dem Klöppeln zu verbinden – aber es dauerte zwei, drei Monate, bis ich den Mut hatte, mich dazu durchzuringen. Denn das Klöppeln hat ja nun eher ein angestaubtes Image. Es ist eine Handarbeit aus anno dazumal, die Motive werden zwar moderner, aber die Technik ist die gleiche geblieben. An kreuzen-drehen-kreuzen-drehen hat sich nicht viel geändert seit den ersten geklöppelten Spitzen im 16.Jahrhundert. Und so ein altes Hobby mit einem Aktshooting zu verbinden, das kann durchaus den gewissen Touch haben. Bei einem Aktshooting sehe ich nur das folgende Problem: man, bzw Frau, und ich dazu, muss dem Fotografen so weit vertrauen können, dass man sich vor seine Linse wagt – nackig. Und das ist es, was mich so lange hat überlegen lassen. (Plus dass ich durch die Insolvenz und die Kur ja noch einige andere Baustellen im Kopf hatte, die erstmal der Abarbeitung bedurften.)
Im Dezember schrieb ich ihn also an, ob das mit dem Hobby-Akt grundsätzlich noch in Frage käme oder ob er das mittlerweile aufgegeben habe. Tatsächlich war es so, dass sich wohl noch niemand dafür interessiert habe, schrieb er mir zurück. Wir begannen also, Planungen zu machen. Ich erzählte ihm ein bisschen, was Klöppeln ist und was man da macht, er machte Vorschläge dazu, wo wir das machen könnten und welches Licht und sowas. Ich sollte auch bei den Ladies aus der Klöppelgruppe nachfragen, ob noch eine mitmachen wolle, weil`s in der Gruppe lustiger wäre. Aber die winkten alle ab. Leider? Zum Glück? Ich muss gestehen, ein Teil von mir war erleichtert, dass von den anderen keine mitmachen wollte. Obwohl das eine hervorragende Möglichkeit für das gewesen wäre, was ich “Calendar Girls”Shooting nenne. Kennt ihr den Film Calendar Girls? Toller englischer Film, bei dem eine Gruppe älterer Frauen Geld für irgendwas aufbringen muss und das mit einem Nacktkalender von sich macht, der sie bei ihren alltäglichen Gewohnheiten zeigt: Gärtnern, Backen, stricken etc. Und so eine Gruppe nackter Weiber beim Klöppeln hätte sicher ihren Weg in die “Spitze” gefunden (das ist das Magazin des deutschen Klöppelverbandes). *lol*
Nunja, es wollte keine der Damen, also habe ich das alleine gemacht. Und ich bin mit dem Ergebnis wirklich zufrieden. Es sind tolle Bilder geworden. Es hilft wie gesagt viel, wenn man den Fotografen vorher wenigstens ein bisschen schon kennt und der selber immer wieder hinter der Kamera grinst. Man entspannt sich schneller und leichter. Und da ich zuhause ja auch immer wieder mal im Nachthemd da sitze und klöppele, war der Unterschied zu komplett nackig jetzt nicht soooooo groß.
Ich häng mal ein paar Bilder hier an. Fotograf war Markus Schöllhorn von www.lichtblicke-mainz.de (ich hab keine Ahnung, wie das mit dem Link einfügen geht, ihr müsst euch also die Adresse bei Interesse per Drag&Drop kopieren, fürchte ich)




