Ich bin auf Kur. Endlich wieder. Endlich wieder Meer. Denn ich bin in Sankt Peter-Ording. Gefühlt in meiner zweiten Heimat.
Es tut so gut, wieder am Meer zu sein. An der Nordsee. An diesem langen Strand, der bei Ebbe noch viel größer und weiter wird. An diesem Strand, wo sich Meer, Sand und Himmel berühren und du irgendwo dazwischen wandelst, zusammen mit den Möwen und den Strandläufern.

Das Kurprogramm ist entspannt. Qi Gong (meine liebste Anwendung hier), Aqua Fitness (die zweitliebste, im Wasser geht alles einfacher und ich hab mehr Power), Rückenschule, Fitnessstudio, Krankengymnastik und Fussmassagen, und als Selbstzahler-Anwendung Hypnose. Ja, Hypnose. Denn ich muss was wegen meinem Gewicht machen. Dass das zu hoch ist, wusste ich, aber was die Waage hier bei der Ankunft behauptete….das tat weh. Ich hatte zuhause zuletzt mit dem Gedanken gespielt, mich über Magenbänder und -bypässe zu informieren. Aber jetzt nehme ich erst nochmal die Hypnose mit. Denn ein operativer Eingriff ist ein operativer Eingriff, und die sind immer mit Risiken verbunden. Und die Hypnose soll wohl sehr gute Ergebnisse liefern, nach allem, was ich -auch hier- so gehört habe. Die erste Sitzung war eine Art „Bestandsaufnahme“; wo liegen meine Probleme, wo würde ich gerne hin mit dem Gewicht, wie ernähre ich mich aktuell, gibt es irgendwelche Traumata, die die Fehlernährung ausgelöst haben etc etc. Als ich der Therapeutin mein aktuelles Gewicht genannt habe, hat sie so reagiert, wie ich hoffte. Sie konnte es nicht glauben und sagte sogar „Sie sehen gar nicht so aus, als ob sie das wiegen.“ (zumindest so ähnlich sagte sie das). Denn auch dessen bin ich mir schon bewusst: von vorne wirke ich nicht so massig. Aber die Seitenansicht….ich bin sozusagen nicht in die Breite, sondern in die Tiefe gegangen. Naja, jedenfalls soll die Hypnose dabei helfen, mich wieder in den zweistelligen Bereich und vielleicht sogar zurück zu meinem Traumgewicht von 65kg zu bringen. Und das ohne OP. Ein bisschen wirkt das Gespräch mit der Therapeutin schon nach: ich habe seit Montag kein Fleisch mehr gegessen (Fleisch bleibt bis zu einer Woche im Magen-Darm-Trakt, bis es endgültig verdaut ist; als Katzenbesitzerin kann ich mir seeeeeeeehr bildlich vorstellen, was das bedeutet), die Salate (Salat! Ich! Ja! Zu jedem Mittagessen seit Montag) nur mit Leinöl und Balsamico angemacht (fuck, das ist echt lecker, je nach Salat sogar besser als mein bisher heiß geliebtes Joghurtdressing), statt Nutellabrötchen gabs Vollkornbrötchen bzw -brot mit Honig. Damit hat sich seit drei Tagen meine Ernährung fast vollkommen verändert. Und das nur durch das Gespräch mit der Therapeutin. Ich hoffe sehr darauf, dass es nach der eigentlichen Hypnose am Freitag noch mehr wird. Im Moment läuft es darauf hinaus, dass ich zu einer vegetarischen Ernährung schwenke. Mir ist wichtig, dass ich von der Schokolade, dem Zucker wegkomme. Ich habe mich im Vorfeld über Zuckersucht informiert, und ich glaube, ich bin zuckersüchtig. Ach ja, Schokolade hab ich seit Sonntag auch nicht mehr gegessen (zur Info: ich tippe diese Zeilen an einem Mittwochabend). Als Snack habe ich mir Paranüsse und Mandeln geholt, auch eine Auswirkung von dem Therapiegespräch. Das einzige, wo ich derzeit noch nicht auf Zucker verzichten will, ist der Espresso.
Warum nehme ich diese Ernährungstipps von dieser Therapeutin auf einmal so ernst? Seit Jahren liegt mir Mama in den Ohren, theoretisch weiss ich, was ich falsch mache in meiner Ernährung -wie gesagt, Zuckersucht- , ich habe in den letzten zehn Jahren Dutzende Artikel, Homepages, Bücher gelesen mit Ernährungstipps und Ratschlägen zur Umstellung. Warum macht es jetzt „Klick“? Warum bei ihr? Weil ich es will? Weil ich endlich bereit bin, was zu ändern? Weil mir die Frau so sympathisch ist? Weil mir diese Zahlen auf der Waage so ins Gehirn gesickert sind, dass sie den Wandel brachten? Oder die Kleidergrößen, die ich zuletzt bestellen musste? Warum?
Natürlich bewege ich mich hier auch mehr. Zum einen alleine schon, weil das Haus so groß ist, dass mir nichts anderes übrig bleibt. Alleine durch meine Wege zu den Anwendungen und zurück ins Zimmer komme ich schon auf mein tägliches Kalorienziel der Apple Watch. Wenn ich dann noch an die Promenade gehe oder nach Dorf radle oder an den Strand, zack! 10000 Schritte voll. Am Meer geht das eben einfacher als zuhause. Hier habe ich Zeit. Hier habe ich keine Verpflichtungen. Hier kann ich gehen. Hier ist das Meer, hier ist es schön, raus zu gehen. Selbst bei nicht so gutem Wetter. Aber an der Nordsee gibt es ja kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung 😉
Oh, vom Laden gibt es auch neues. Es wurde eine Sachverständige bestellt, die prüfen soll, was noch an Vermögenswerten da ist und wie hoch die Schulden sind und und und. Es geht also weiter. Weiter in Richtung Ende. Hoffentlich. Und wenn das abgeschlossen ist, kann ich vielleicht auch endlich mit Demetrius abschließen. Zumindest in meinem Kopf.
Und Little Islands….das hab ich erstmal aufgegeben. Ich bin nicht kinder-kompatibel. Nicht 24/7. Jetzt steh erstmal ich im Mittelpunkt, dass ich wieder in meine Spur zurück komme, mich selbst wieder mag. Das ist wichtiger.
Ich setze viel Hoffnung auf diese Hypnose. Und gleichzeitig habe ich etwas Angst davor. Das ist normal, oder? Ich werde auf jeden Fall berichten.