Neulich hatte ich ja geschrieben, dass ich anscheinend Gesundheitswochen habe. Das geht noch weiter, nachdem ich bei meiner Hausärztin zum Check-Up war, war sie mit meinem Blutdruck nicht zufrieden. Als Folge trage ich zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Beitrages ein Langzeit-Blutdruckmessgerät mit mir herum. Alle 15min quetscht mir Pumpi den Arm zusammen. Bin mal gespannt, was da morgen bei raus kommt.
Auch gespannt bin ich auf die Ergebnisse des SAM Health Tests. Das ist das Geschlechtskrankheitentestkit, von dem ich im letzten Post erzählte. Am Samstag kam es an. Ich erzähle euch jetzt, wie die Handhabung des Kits ist, quasi vom „unboxing“, wie es so schön heisst, bis zum „reboxing“.
Das Kit kommt in einer weissen Plastiktüte neutral verpackt an. Als Absender ist D.A.H. angegeben – Deutsche Aids-Hilfe. Wenn man nicht gerade selber dieses Kürzel kennt, ist es also recht gut anonym. Vom Fühlen her kann man auch nicht groß auf den Inhalt schließen, es fühlt sich ein bisschen an wie DVDs.

Wenn man ein bisschen weiß, wie Labors arbeiten, kann man abschätzen, wann man den Test am besten zurückschickt. Freitags braucht man das ganze z.Bsp.nicht losschicken, weil es dann das Wochenende über entweder bei der Post oder im Labor liegt. Lieber am Anfang der Woche verschicken, Montag, noch besser Dienstag. Ich habe es auf Dienstag wieder zurückgeschickt und bekam heute, Mittwoch, die Eingangsbestätigung per SMS auf mein Handy.
Im Testkit sind mehrere Karten, Röhrchen, Testbehälter und Rücksendeumschläge. Es gibt eine allgemein erklärende Karte, die einem sagt, was man wann in welche Tüte verpacken und welche Karte man noch ausfüllen soll. Es gibt kein persönliches Anschreiben, das einzige, wo der eigene Name draufsteht, ist der Adressaufkleber. Alles andere ist anonymisiert. Die allgemeine Karte ist die einzige, die nicht extra verpackt ist. Für die vier Proben – Blut, Rachen, Rektal, Vaginal – sind eigene Probenbehälter und Erklärkarten in jeweils eigene Tüten verpackt. Es gibt eine Tüte, in die die Proben nach den Abstrichen hineingegeben werden, einen bereits frankierten Rückumschlag, ebenfalls neutral gehalten, und eine Karte, auf der einige Aufkleber fürs Labor sind, man noch ankreuzen muss, welche Tests man gemacht haben will (Chlamydien, Tripper, HiV, Syphilis) und das Datum der Probenentnahme eintragen muss. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich die Aufkleber jetzt auf meine Probenröhrchen kleben sollte oder nicht. Ich habe mich für „nicht“ entschieden, da auf keinem Erklärzettel geschrieben steht, dass ich das machen soll, und ich als Laie auch gar nicht wissen kann, welcher Aufkleber zu welchem Röhrchen gehören würde. Ich denke, wenn ich den Laborleuten diese Arbeit hätte abnehmen sollen, wären die Aufkleber wie die Erklärkarten gefärbt. Ausserdem stand auf dem Feld daneben „Nur für Labor“, und da lass ich als Patient die Finger von.

Es wird empfohlen, die Abstriche in der Reihenfolge Rachen-Rektal-Vaginal-Blut vorzunehmen. Ich persönlich bevorzuge es, den Vaginal- vor dem Rektalabstrich zu machen, aber das ist eine persönliche Sache. Das Blut sollte man aber wirklich als letztes machen, weil man sich in die Finger stechen muss, und mit Pflaster hantiert es sich am Intimbrereich eher schlecht. Insgesamt sollte man sich für`s erste Mal so 30-45min Zeit nehmen. Die Karten kann man durch die Tüte gut lesen, muss sie also nicht groß herausnehmen, wenn man nicht durcheinander kommen möchte. In den Tüten für Rachen, Rektal und Vaginal sind Röhrchen. Wer gerne CSI oder andere Krimiserien schaut, weiß, welche Röhrchen ich meine. Prüft die Versiegelung der Röhrchen, wenn die beschädigt ist, meldet euch bei SAM. Hände waschen vor den Tests sollte sich von selbst verstehen, auf der Karte wird auch jeweils nochmal darauf hingewiesen. Röhrchen aufdrehen, Abstrich nehmen, Röhrchen zu, in den Probenbeutel, fertig. Abstrich im Rachen ist für mich persönlich am fiesesten, ich hab nen leicht erregbaren Würgereiz. Laut der Grafik auf der Erklärkarte soll man in den Rachenbereichen hinter dem Gaumenzäpfchen abstreichen, im Text steht in etwa „…im hinteren Rachenbereich großzügig abstreichen…“. Naja, ich werds bald erfahren, ob ich da richtig gestrichen habe. Nach dem Rachen hab ich mich an den Vaginalabstrich gemacht. Ich dachte „kein Problem, so`n Stäbchen, zehn cm einführen, krieg ich locker hin“. Locker. Locker ist das Stichwort. Denn diese Stäbchen sind ja dünn. Verdammt dünn. Und wenn du da als Frau dastehst, in einer Hand das Stäbchen, mit der anderen Haut weghalten….passt gut auf, die Stäbchen können sich locker dabei verbiegen, wenn ihr falsch stochert. Mädels, ihr kennt eure Körper (hoffentlich) gut, ihr werdet also auch besser wissen, wie ihr das Ding rein bekommt. Langsam und mit Geduld kommt man da auch ans Ziel. Und dieser Abstrich ist angenehmer als beim Frauenarzt, kratzt nicht so. Klar, die Vagina ist ja nicht so aufgedehnt wie beim Frauenarzt.
Kurzer Einwurf an die Jungs, die das hier lesen: ich hab keine Ahnung, ob ihr dann statt des Vaginalabstriches was anderes bekommt, Harnröhrenabstrich oder whatever. Das müßt ihr die Leute von der Beratung fragen. Oder jeMANNden, der den Test schon mal gemacht hat.
Gut, nächster Abstrich rektal. Und da hatte ich kurz Bedenken: wenn das Stäbchen vorne schon so schwer rein ging….und ob ich überhaupt richtig treffe? In der Erklärkarte steht, man soll das Stäbchen 2-3cm einführen. Aber wie seh ich denn da, ob ich tief genug drin bin? Also geklappt hats, aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das so ok war. Angefühlt hat es sich richtig. Auch hier wieder nach dem Abstrich zudrehen und ab in den Probenbeutel. Denn jetzt kommt die „Königsdisziplin“: Blutabnahme. Wer wirklich kein Blut sehen kann, sollte hier eine weitere Person um Hilfe bitten. Und natürlich bitte nicht den letzten Grobmotoriker. Wer zumindest mit dem eigenen Blut kein Problem hat, hat`s etwas besser. Im Kit sind ein Röhrchen mit einer gelben Flüssigkeit, drei Anstecher, drei Desinfektionstücher, drei Mini-Pflaster und ein Abwischtuch enthalten. Der Herr am Telefon hatte mir den Tip gegeben, die Hand auf den Tisch zu legen beim anpieksen. Kann ich so nur weiter geben. Dann liegt die Hand ruhig. Diabetiker werden den Prozess kennen. Finger der nicht-dominanten Hand (nicht gerade den Zeigefinger, meine Empfehlung sind Mittel- oder Ringfinger) desinfizieren, anpieksen (sticht kurz höllisch), ersten Tropfen abwischen, Finger senkrecht über das Röhrchen halten und tropfen lassen. Es werden ca 15 Tropfen gebraucht, einer mehr kann sicher nicht schaden, damit man etwas mehr als die Markierung hat. Sauber machen, Pflaster drauf, an dem Tag besser nicht mehr Gitarre o.ä.spielen. Das Teströhrchen verschliessen (auf den Klick achten) und langsam fünfmal drehen. Es vermischt sich nix, aber ist anscheinend für die Konservierung wichtig. Auch dieses Röhrchen wieder in den Probenbeutel geben, den Probenbeutel verschliessen (ist ein bisschen tricky), die ausgefüllte Karte dazu, alles in den Rücksendeumschlag und ab die Post.
Das war`s. So funktioniert der SAM Health Test für zuhause. Es ist alles gut auf den beiliegenden Karten erklärt und mit Grafiken dargestellt, man muss nur noch den Anweisungen folgen. Bei Fragen kann man sich an das Team dahinter via SMS wenden oder irgendwo auf youtube Videos dazu anschauen. Auf die Videos hab ich verzichtet, ich empfand das Kit selbsterklärend. Ergebnisse gibts in ca einer Woche, der erste Wiederholungstest kommt in drei Monaten. Vielleicht dehne ich den Wiederholungszeitraum auf sechs Monate aus, mal sehen. Ich denke, jetzt am Anfang kann das engmaschigere Wiederholen nicht schaden. Ich schätze, beim nächsten Mal gehts auch schneller, ich muss ja nicht mehr alles durchlesen dann. Aber es fühlt sich gut an, das testen lassen zu können, ohne nem Arzt gegenüber zu sitzen und vielleicht noch die Frage nach dem „Warum“ erklären zu müssen. „Warum?“ Weil es mich interessiert, ob ich was davon habe, was da getestet wird, egal wieviel Sex ich habe. Es ist meine Sache, ob ich dafür Geld ausgeben will. Es kann vielleicht nicht vorbeugen, aber es kann der Früherkennung dienen. Wenn ich mich für meine Gesundheit interessiere, sollte die Frage nicht lauten „Warum?“, sondern „Ok, wann legen wir los?“. Und auch wenn ich von meinen Ärzten eine sehr hohe Meinung habe, für derart aufgeschlossen halte ich sie dann nicht unbedingt. Ich finde es gut, dass die Deutsche Aids-Hilfe diesen Service anbietet, dass es diese Möglichkeit gibt. Ich bin froh, dass ich Menschen auf Twitter folgen, die davon erzählt haben, mich neugierig gemacht haben. Und ich hoffe, ich konnte vielleicht bei dem ein oder anderen von euch da draussen Ängste in Bezug auf den Test abbauen. Vielleicht bestellt ihr euch selber auch ein Kit. Auf jeden Fall wünsche ich euch, dass ihr gesund bleibt, don`t drink and drive, use condoms, setzt eure Masken auf usw usw. =)